Begriffserklärungen vorab
1. Was ist Fernwärme?
Fernwärme bedeutet, dass die Wärme (z. B. für Heizung und Warmwasser) nicht im eigenen Haus erzeugt wird, sondern zentral in einem Heizkraftwerk.
Diese Wärme wird über ein Rohrleitungsnetz wie heißes Wasser oder Dampf zu den Gebäuden transportiert.
Vorteil: Kein eigener Heizkessel, weniger Wartung, Platzersparnis im Gebäude.
2. Was ist Dekarbonisierung?
„Carbon“ = Kohlenstoff, hier gemeint: CO₂.
„Dekarbonisierung“ heißt: den Ausstoß von CO₂ stark reduzieren oder ganz vermeiden.
Im Gebäudesektor bedeutet das: Heizungen und Energieversorgung sollen weg von Öl, Gas und Kohle – hin zu klimafreundlichen Lösungen wie Fernwärme, Wärmepumpen oder erneuerbare Energien.
3. Wieso relevant für WEGs?
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Gesetzliche Vorgaben: Gebäude verursachen viel CO₂, der Staat schreibt strengere Regeln vor (z. B. Energieeffizienzgesetz, Wärmeplanung, CO₂-Abgabe).
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Kostenfaktor: Fossile Heizungen werden teurer durch CO₂-Steuern und steigende Energiekosten.
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Zukunftssicherheit: Eine moderne Lösung wie Fernwärme verhindert, dass Eigentümer bald erneut investieren müssen.
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Förderungen: Für den Umstieg gibt es attraktive Zuschüsse, die die Kosten für Eigentümergemeinschaften deutlich senken.
4. Was ist ein iSFP?
iSFP = individueller Sanierungsfahrplan.
Das ist ein offizielles Dokument, das von einem Energieberater erstellt wird. Es zeigt Schritt für Schritt, wie ein Gebäude energetisch modernisiert werden kann – inklusive:
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Bestandsaufnahme der aktuellen Situation,
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Empfehlungen für sinnvolle Sanierungsschritte,
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Einschätzung der Fördermöglichkeiten (z. B. bei Fernwärmeanschluss).
Für WEGs ist der iSFP oft die Grundlage für Entscheidungen in der Eigentümerversammlung.
Fernwärme in München: Chancen, Ablauf und Rolle der Hausverwaltung
Die Stadtwerke München (SWM) verfolgen ein ambitioniertes Ziel: Bis 2040 soll die gesamte Fernwärme klimaneutral erzeugt werden. Der Schlüssel liegt in der Tiefengeothermie – einer Technologie, die heißes Wasser aus mehreren Kilometern Tiefe nutzt, um ganze Quartiere zu beheizen. Besonders in dicht besiedelten Gebieten wie München wird Fernwärme damit zum zentralen Hebel der kommunalen Energiewende.
Doch wie genau läuft der Anschluss an das Fernwärmenetz ab? Und welche Rolle spielt dabei die Hausverwaltung? Wir zeigen den typischen Ablauf eines Projekts – aus Sicht der WEG und aus Sicht einer modernen Verwaltung.
Handlungsbedarf erkennen – nicht warten, sondern starten
Der Einstieg beginnt meist mit einem klaren Signal: Die Heizungsanlage ist veraltet, Störungen häufen sich, die CO₂-Kosten steigen. Gerade in diesen Fällen lohnt es sich, aktiv zu werden. Denn der Heizungskeller ist kein Ort für kurzfristige Flicklösungen, sondern für zukunftssichere Entscheidungen.
iSFP durch Energieberater beauftragen
In der Eigentümerversammlung wird in der Regel ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) beschlossen. Dieser wird von einem unabhängigen Energieberater erstellt und bewertet die energetische Ausgangssituation des Gebäudes. Ziel: realistische Handlungsempfehlungen, inklusive Prüfung auf Fernwärme-Eignung und mögliche Förderungen.
Grundsatzbeschluss: Fernwärme oder nicht?
Nach Vorlage des iSFP entscheidet die Eigentümergemeinschaft über die zukünftige Heizungstechnik. Wird Fernwärme favorisiert, übernimmt die Verwaltung gemeinsam mit Fachplanern die weitere Planung. Die wichtigsten Fragen:
- Wie sieht der Anschluss an das SWM-Netz konkret aus?
- Welche baulichen Anpassungen sind erforderlich?
- Wie läuft die technische Integration ins Gebäude?
Planung, Angebote & gesetzliche Vorgaben
Im nächsten Schritt werden Angebote für die Fernwärmeübergabestation eingeholt, der Anschluss wird bei den SWM beantragt. Aufgrund der hohen Nachfrage ist mit Wartezeiten zu rechnen.
Wichtig: Gemäß Gebäudeenergiegesetz ist beim Heizungstausch ein hydraulischer Abgleich Pflicht. Dieser stellt sicher, dass die Wärme im Haus effizient und gleichmäßig verteilt wird. Dazu gehören:
- Heizlastberechnung (meist durch den Energieberater)
- Austausch alter Heizkörperventile gegen voreinstellbare Modelle
LPE Immobilien organisiert diesen Schritt vollumfänglich – fachlich, terminlich und rechtssicher.
Zudem erfüllt Fernwärme als klimafreundliche Lösung alle Anforderungen des GEG – insbesondere für Mehrfamilienhäuser, bei denen Wärmepumpen oft an ihre Grenzen stoßen. Damit ist Fernwärme eine realistische, zukunftsfähige Alternative.
Förderung: Zuschüsse optimal nutzen
Ein zentraler Hebel für die Wirtschaftlichkeit ist die Förderung. Derzeit sind bis zu 70 % der förderfähigen Kosten über die KfW möglich – inklusive verschiedener Boni:
- 30 % Grundförderung
- bis zu 20 % Klima-Geschwindigkeitsbonus (z. B. bei alten fossilen Heizungen)
- bis zu 30 % Einkommensbonus (für Selbstnutzer mit Einkommen unter 40.000 €/Jahr)
- 5 % Effizienzbonus (z. B. für Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln – meist nicht relevant bei Fernwärme)
Zusätzlich: Die Stadt München bietet über das FKG-Programm ergänzende Fördermittel an – die jedoch auf die KfW-Förderung angerechnet werden.
Realistisch lassen sich so häufig 45–60 % der Projektkosten fördern.
Wir koordinieren die Beauftragung des Energieberaters und überwachen die gesamte Antragstellung. Ein kritischer Punkt: Die Beauftragung der ausführenden Firmen erfolgt unter aufschiebender Bedingung, um die Förderung nicht zu gefährden.
Tipp: Die kommunale Wärmeplanung der Stadt München gibt zusätzliche Hinweise, ob Fernwärme für Ihre Immobilie (jetzt oder in Zukunft) realistisch ist. Als Verwaltung prüfen wir das für Sie.
Umsetzung in der Praxis
Nach Förderzusage startet die bauliche Umsetzung:
- Primärseite (SWM): Tiefbau und Anschluss ans Fernwärmenetz
- Heizzentrale: Einbau der Fernwärmeübergabestation und Steuerungstechnik
- Sekundärseite: Anbindung an das interne Heizsystem + hydraulischer Abgleich
- Rückbau: Demontage alter Gas- oder Ölheizung inkl. Tankentsorgung
- Inbetriebnahme: Übergang auf klimaneutrale Versorgung
Vorteile für Eigentümergemeinschaften
- CO₂-Kosten sparen: Fernwärme gilt als klimaneutral – somit keine Umlage nach CO₂-Kostenaufteilungsgesetz
- Wertsteigerung der Immobilie: Zukunftsfähige Heiztechnik steigert Attraktivität & Marktwert
- Förderung reduziert Eigenanteil: Bis zu 70 % Zuschuss
- Sicherheit & Planbarkeit: kommunaler Versorger, transparente Preisstruktur
Vorteile für Bewohnerinnen und Bewohner
- Wärme, wo sie gebraucht wird: Durch hydraulischen Abgleich keine kalten Räume mehr
- Zuverlässigkeit: neue Technik, weniger Wartung, weniger Ausfälle
- Transparente Abrechnung: klare Kostenstruktur über einen Anbieter
- Klimaschutz im Alltag: direkte CO₂-Einsparung im eigenen Zuhause
Unser Fazit: Jetzt handeln lohnt sich
Ein Fernwärmeanschluss ist kein Schnellschuss, sondern ein strukturierter Prozess. Mit klarer Kommunikation, Förder-Know-how und technischer Expertise wird daraus ein nachhaltiges Modernisierungsprojekt.
LPE Immobilien begleitet Eigentümergemeinschaften durch alle Phasen – von der Bedarfsanalyse über die iSFP-Erstellung bis zur Bauabnahme.
Sie denken über eine Umstellung auf Fernwärme nach? Oder wollen wissen, ob Ihr Objekt in München angeschlossen werden kann?
Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie ehrlich, unverbindlich und mit Weitblick.
Häufige Fragen zur Fernwärme für WEGs in München
Wie finde ich heraus, ob meine Immobilie an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann?
Die Stadtwerke München (SWM) stellen einen Anschlusscheck zur Verfügung. Als Verwaltung unterstützen wir Sie bei der Prüfung und Kommunikation.
Wie lange dauert ein Fernwärmeanschluss?
Je nach Lage und Leitungslänge sind mehrere Monate Planungs- und Bauzeit realistisch – bei hoher Nachfrage kann es länger dauern.
Welche Fördermittel gibt es für Fernwärme in München?
Bis zu 70 % Förderung über die KfW (inkl. Boni). Zusätzlich kann die Stadt München über das FKG-Programm ergänzende Zuschüsse bereitstellen – diese werden auf die KfW-Förderung angerechnet.