Heizung ist mehr als „warm oder kalt“. Sie entscheidet über Betriebskosten, Komfort und Werterhalt – und sie berührt Pflichten von Vermietern, Eigentümern und WEGs. Dieser Leitfaden erklärt strukturiert: Wie eine Gasheizung aufgebaut ist, wie Fernwärme auf der Hausseite funktioniert, welche Vor- und Nachteile beide Systeme haben, warum Heizungs- und Trinkwasser strikt getrennt werden und worauf Sie im Betrieb achten sollten.
Warum das Thema für Vermieter, Eigentümer und WEGs relevant ist
Heizungsanlagen laufen täglich – und fallen erst auf, wenn etwas nicht funktioniert. Gute Einstellungen, klare Abläufe und saubere Dokumentation senken Verbräuche, beugen Störungen vor und schaffen Rechtssicherheit (z. B. bei Legionellenprüfungen, Temperaturfragen oder Sanierungsentscheidungen). Für WEGs kommen Beschlüsse, Budgets und Prüfintervalle hinzu.
Gasheizung oder Fernwärme – kurzer Überblick
Beides bringt Wärme ins Haus, der Unterschied liegt wo die Wärme entsteht: bei Ihnen im Gebäude (Gas) oder außerhalb im Netz (Fernwärme).
Gasheizung
Die Wärme wird im Haus erzeugt (Brennwertkessel). Heizungswasser versorgt Heizkörper/Fußbodenheizung; das Trinkwasser wird im Speicher über einen Wärmetauscher erhitzt.
Fernwärme
Die Wärme liefert das Netz. Eine Übergabestation überträgt die Energie auf Ihr Haussystem – ein eigener Kessel ist nicht nötig.
Praxisrelevante Unterschiede
- Technik & Wartung: Gas braucht Kessel, Abgasführung und jährliche Wartung. Fernwärme kommt mit weniger Haustechnik aus, folgt aber der Preis- und Vertragslogik des Versorgers (Leistungs-/Arbeitspreise, Vorgaben zur Rücklauftemperatur).
- Platz & Risiko: Fernwärme spart Kesselraum und reduziert Betriebsrisiken im Gebäude.
- Wirtschaftlichkeit: Beide Systeme werden mit hydraulischem Abgleich, guter Regelung und effizienten Pumpen spürbar günstiger. Ein Wechsel zwischen den Systemen sollte immer durchgerechnet werden.
Weitere Infos: Heizungswechsel in Bestandsimmobilien – Optionen & Förderung • Gebäudeenergiegesetz (GEG) erklärt
Heizungswasser und Trinkwasser: strikt getrennte Kreisläufe
Denken Sie an zwei Leitungsnetze, die nebeneinander laufen und sich nie berühren.
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Heizungswasser bleibt im geschlossenen Kreislauf. Es wird erwärmt, gibt Energie an Heizflächen ab und fließt abgekühlt zurück.
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Trinkwasser wird indirekt über Wärmetauscher erwärmt – ohne Kontakt zum Heizungswasser.
So bleibt Trinkwasser frei von Zusätzen; Warmwasserbereitung erfüllt die hygienischen Anforderungen.
So bleibt das Trinkwasser frei von Zusätzen und die Warmwasserbereitung hygienisch und nachvollziehbar.
Gasheizung – Aufbau verständlich erklärt
Die Reihenfolge hilft Ihnen, Vorgänge und Benennungen schnell zuzuordnen. In München liegt der Trinkwasserdruck typischerweise bei 3–6 bar (abhängig von Gebäudehöhe/Lage).
1) Frischwasserzulauf
Städtisches Trinkwasser versorgt das Gebäude. Der Vordruck stellt die Entnahme in allen Etagen sicher.
2) (Optionale) Entkalkungsanlage
Bei hartem Wasser (wie in München) schützt ein Ionentauscher Speicher, Wärmetauscher und Armaturen vor Kalk – das verhindert Effizienzverluste und Störungen.
3) Pufferspeicher / Warmwasserspeicher
Drehscheibe der Anlage: Heizungswasser fließt durch Wärmetauscher-Spiralen und erwärmt das Trinkwasser indirekt. Beide Medien bleiben getrennt.
4) Brenner (Gas, Brennwerttechnik)
Der Wärmeerzeuger bringt das Heizungswasser auf die Soll-Vorlauftemperatur. Die Regelung startet/stoppt und moduliert die Leistung; Brennwertgeräte nutzen Abgaswärme zusätzlich.
5) Heizkreislauf mit Pumpe (Vorlauf/Rücklauf)
Hocheffizienzpumpen transportieren warmes Heizungswasser zu Heizkörpern/Fußbodenheizung. Nach Wärmeabgabe kehrt der abgekühlte Rücklauf zum Kessel zurück.
6) Zirkulationspumpe (Trinkwasser)
Sie hält Warmwasser im Zirkulationsring in Bewegung – Ergebnis: kurze Wartezeiten, weniger Stagnation (wichtiger Baustein der Legionellenprävention). Zeitprogramme/Temperaturen beeinflussen den Energiebedarf.
7) Füll- und Nachspeiseanlage
Sie stabilisiert den Systemdruck und ermöglicht normgerechtes, aufbereitetes Nachspeisen. Das reduziert Korrosion, Luftprobleme und Störungen.
8) Regelung, Sensorik & Sicherheit
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Außenfühler/Heizkurve, ggf. Raumfühler: witterungsgeführte, effiziente Vorlauftemperaturen.
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Ausdehnungsgefäß, Sicherheitsventil: Druckhaltung und Schutz.
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Abgassystem passend zur Brennwerttechnik.
Gasheizung: Vorteile und Nachteile
Vorteile
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Unabhängig vom Fernwärmenetz
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Technik gut verfügbar, Service flächendeckend
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Moderne Brennwertgeräte sehr effizient
Nachteile
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Kessel/Abgasführung nötig, regelmäßige Wartung
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Preis- und Beschaffungsrisiken beim Gas
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CO₂-Bilanz systembedingt ungünstiger als bei grüner Fernwärme
Fernwärme – Aufbau auf der Hausseite
Bei Fernwärme ersetzt das Netz den Kessel. Auf der Sekundärseite (Hausanlage) bleibt der Grundaufbau ähnlich – die Energiezufuhr erfolgt über die Übergabestation.
1) Fernwärmeanschluss
Anbindung an das Versorgernetz (Primärseite). Die Wärme wird vertraglich als Leistung/Arbeit bereitgestellt.
2) Fernwärme-Übergabestation
Kompakte Einheit mit Regelventilen, Wärmetauscher, Sicherheits- und Messtechnik. Sie koppelt Primär- und Sekundärkreis ohne Medienkontakt.
3) Pufferspeicher / Warmwasserspeicher
Auf der Hausseite bleibt die Speicherfunktion bestehen; das Trinkwasser wird wiederum indirekt über Wärmetauscher erwärmt.
4) Heizkreislauf mit Pumpe
Der interne Heizkreis (Vorlauf/Rücklauf) verteilt die Wärme zu Heizflächen – identisch zur Gasheizung, nur ohne Kessel.
5) Zirkulationspumpe (Trinkwasser)
Sorgt wie bei der Gasvariante für Warmwasserkomfort und unterstützt die Hygieneanforderungen.
6) Füll- und Nachspeiseanlage
Hält den Druck der Sekundärseite stabil und ermöglicht normgerechtes Nachspeisen.
7) Messung & Abrechnung
Wärmemengenzähler erfassen die gelieferte Energiemenge. Rücklauftemperaturen beeinflussen Netzeffizienz und teils Vertragskonditionen (wichtig für Kosten).
Fernwärme: Vorteile und Nachteile
Vorteile
- Weniger Technik im Haus: kein Kessel, keine Abgasführung → geringerer Wartungsaufwand.
- Platz & Sicherheit: mehr Raum, reduzierte Betriebsrisiken.
- Systemische Effizienz: zentrale Erzeugung, häufig Kraft-Wärme-Kopplung.
Beachten: Preisformel, Anschlussleistung, Rücklauftemperatur-Vorgaben früh mit dem Versorger klären.
Nachteile
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Abhängigkeit vom Versorger und dessen Preisformel
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Anforderungen an Rücklauftemperaturen
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Anschluss nicht überall verfügbar
Betrieb & Optimierung: Worauf es wirklich ankommt
Effizienz – hydraulischer Abgleich & Heizkurve
Ein hydraulischer Abgleich verteilt Wärme gleichmäßig, senkt Pumpenleistung und Vorlauftemperaturen – spürbare Einsparungen und weniger Strömungsgeräusche. Eine gut eingestellte Heizkurve verhindert Übertemperaturen und unnötiges Takten.
Weiterführend: Heizungswechsel – Optionen & Ablauf
Hygiene – Legionellenprävention im Blick
Ausreichende Warmwassertemperaturen (am Speicher i. d. R. ca. 60 °C), funktionierende Zirkulation und regelmäßige Nutzung der Zapfstellen sind Pflicht. In WEGs gelten Prüf- und Dokumentationspflichten.
Weitere Infos: Legionellenprüfung in der WEG
Wartung & Dokumentation
Jährliche Inspektionen (Dichtheit, Verbrennung/Abgas, Speicheranode, Pumpen, Sicherheitseinrichtungen), Protokolle, sowie dokumentierte Einstellungen (Heizkurve, Zeitprogramme) sichern Betrieb und Nachweisbarkeit.
Recht & Förderung
Bei Erneuerungen greifen GEG-Vorgaben; Fördertöpfe und Wirtschaftlichkeit variieren. Eine variantenoffene Energieberatung liefert die Entscheidungsgrundlage.
Passend: ESG- & Energieberatung
München: typische Besonderheiten
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Wasserhärte: tendenziell hoch – Entkalkungsanlagen schützen Speicher/Wärmetauscher und halten die Effizienz stabil.
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Trinkwasserdruck: meist 3–6 bar (Gebäudehöhe/Lage) – relevant für Komfort, Druckminderer und Schutz vor Druckschlägen.
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Fernwärme: in mehreren Stadtteilen verfügbar. Anschlussleistung, Rücklauftemperaturen und Preisformeln früh mit den Stadtwerken abstimmen.
Häufige Fragen zu Gasheizung & Fernwärme
Wie unterscheiden sich Zirkulationspumpe und Heizungspumpe?
Die Zirkulationspumpe bewegt Warmwasser (Trinkwasser), damit es an Zapfstellen schnell verfügbar ist. Die Heizungspumpe fördert Heizungswasser im geschlossenen Heizkreis. Beides sind getrennte Systeme.
Welche Warmwassertemperatur gilt als hygienisch sinnvoll?
In der Praxis werden ca. 60 °C am Speicher und > 50 °C an entfernten Zapfstellen angestrebt. Ergänzend helfen Zirkulation, regelmäßige Nutzung und dokumentierte Prüfungen – insbesondere in WEGs.
Lohnt der Wechsel von Gas auf Fernwärme?
Das hängt von Netzverfügbarkeit, Anschlusskosten, Preisformel, Gebäudestandard und Ihren Zielen (Dekarbonisierung, CAPEX/OPEX) ab. Ein Wirtschaftlichkeitsvergleich liefert eine belastbare Entscheidung.
Weitere Infos: Energieberatung – was man wissen muss
Was bringt der hydraulische Abgleich konkret?
Er stellt die richtige Wassermenge je Heizfläche sicher. Ergebnis: gleichmäßige Wärme, weniger Geräusche, oft Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich – besonders in unsanierten Beständen.
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