Ladungsfrist zur Eigentümerversammlung – was hat Vorrang? Teilungserklärung oder Gesetz?

Verfasst von

Lucas Peter Ellmer

Gründer & Geschäftsführer der LPE Immobilien Management GmbH, München

Inhalt

In vielen Gemeinschaften stellt sich die gleiche Frage: Welche Einladungsfrist gilt für die Eigentümerversammlung – die gesetzliche Mindestfrist oder eine längere Frist aus der Teilungserklärung bzw. Gemeinschaftsordnung? Hier erfahren Sie kompakt, wie die Rangfolge ist, welche Folgen Fristfehler haben und wie Verwalter und Beirat in der Praxis sauber vorgehen.

Weiterführend: Teilungserklärung vs. GemeinschaftsordnungTeilungserklärung: Das rechtliche Herzstück einer WEG
Passend hierzu: Wenn Abläufe haken: Hausverwaltung reagiert nichtHausverwaltung kündigen – Leitfaden

Kurzantwort in der Praxis

Gibt es in der Teilungserklärung oder der Gemeinschaftsordnung eine ausdrücklich längere Ladungsfrist (z. B. 4 Wochen), hat diese Vereinbarung Vorrang.
Fehlt eine solche Regelung, gilt die gesetzliche Mindestfrist von drei Wochen für die Einladung zur Eigentümerversammlung (§ 24 WEG – Mindeststandard).

Rechtliche Grundlage: die gesetzliche Mindestfrist

Das Wohnungseigentumsgesetz sieht eine Mindestladungsfrist von drei Wochen vor. Diese Frist dient dem Schutz und der Information aller Eigentümer: Termin, Ort und Tagesordnung sollen rechtzeitig vorliegen, damit Teilnahme, Vertretung oder Vorbereitung möglich sind. Die gesetzliche Regel ist ein Untergrenzschutz – länger geht immer, kürzer grundsätzlich nicht.

Weiterführend: Aufgaben der Hausverwaltung

Teilungserklärung / Gemeinschaftsordnung: wann sie vorgehen

Viele Gemeinschaften schreiben in Teilungserklärung oder Gemeinschaftsordnung eine längere Frist fest (z. B. 4 Wochen). Solche Vereinbarungen sind wirksam und gehen der gesetzlichen Mindestfrist vor, sofern sie eindeutig formuliert sind. In der Praxis ist das sinnvoll: Mehr Zeit erhöht die Teilnahmequote und reduziert Anfechtungsrisiken.

Praxis-Tipp: Wortlaut wirklich lesen. Eine Formulierung wie „mindestens vier Wochen“ bindet strenger als „in der Regel vier Wochen“.
Weiterführend: Teilungserklärung vs. Gemeinschaftsordnung – Unterschiede erklärt

Folgen bei Fristfehlern – was droht?

Zu kurze Frist gegenüber dem Gesetz

Wird die gesetzliche Mindestfrist unterschritten, sind Beschlüsse anfechtbar. Nur bei echter Dringlichkeit kann im Einzelfall etwas anderes gelten – die Dringlichkeit muss dann begründet und dokumentiert sein.

Längere Frist vereinbart, aber nicht eingehalten

Fordert die Teilungserklärung oder Gemeinschaftsordnung z. B. vier Wochen, eingeladen wurde aber nur drei Wochen vorher, besteht erhöhtes Anfechtungsrisiko, vor allem bei gewichtigen Beschlüssen (z. B. größere Erhaltungsmaßnahmen, Verwalterbestellung).

Heilungsmöglichkeiten

In der Praxis helfen oft Neuladen mit korrekter Frist oder ein reiner Informations-/Diskussionstermin ohne Beschlussfassung, wenn die Frist bereits verfehlt wurde.

Praxisleitfaden für Verwalter und Beirat

1) Dokumente prüfen

Zuerst Teilungserklärung und Gemeinschaftsordnung zum Thema Einladungsfrist lesen. Gilt eine längere Frist? Dann hat diese Vorrang.

2) Frist berechnen – mit Puffer

Die Frist sollte ab Zugang der Einladung laufen, nicht ab Versand. Planen Sie Postlaufzeiten bzw. Zustellrisiken ein. Wer digital lädt, sollte den Zugang nachweisen können.
Weiterführend: So planen Profis die Agenda: Eigentümerversammlung – Praxisleitfaden

3) Dringlichkeit sauber begründen

Wenn ausnahmsweise eine verkürzte Frist nötig erscheint (z. B. Gefahr im Verzug, drohender Rechtsverlust), muss die Dringlichkeit konkret begründet und dokumentiert werden. Anfechtungsrisiko bleibt dennoch.

4) Klare Tagesordnung, klare Kommunikation

Die Einladung braucht eine präzise Tagesordnung. Offene, unbestimmte Punkte erhöhen das Risiko.

Praxisbeispiel

In der Teilungserklärung ist eine Ladungsfrist von vier Wochen vereinbart. Die Verwaltung lädt nur drei Wochen vorher ein. Ergebnis: Beschlüsse sind anfechtbar – insbesondere wesentliche Entscheidungen. Best Practice: Neuladung mit korrekter Frist oder Verschiebung der Beschlussfassung.

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Fazit & Unterstützung durch LPE Immobilien

Merksatz: Vereinbarte längere Fristen aus Teilungserklärung oder Gemeinschaftsordnung gehen vor; ohne solche Regelungen gilt die gesetzliche Mindestfrist von drei Wochen. Saubere Fristenführung, eindeutige Tagesordnung und belastbarer Zugangsnachweis minimieren Anfechtungen.

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FAQ: Ladungsfristen zur Eigentümerversammlung

Wie lang muss die Ladungsfrist mindestens sein?

Ohne besondere Vereinbarung gilt die gesetzliche Mindestfrist von drei Wochen. Gibt es in Teilungserklärung oder Gemeinschaftsordnung eine längere Frist, gilt diese.

Gilt eine Einladung per E-Mail?

In vielen Gemeinschaften ist Textform zulässig. Maßgeblich sind Gesetz, Teilungserklärung, Gemeinschaftsordnung und Beschlusspraxis. Wichtig ist der nachweisbare Zugang.

Ab wann läuft die Frist – Versand oder Zugang?

Entscheidend ist in der Regel der Zugang beim Eigentümer, nicht der Versand. Planen Sie Puffer ein und dokumentieren Sie die Zustellung.

Was tun bei fehlerhafter Frist?

Neuladen mit korrekter Frist oder Beschlussfassung verschieben. Bei bereits gefassten Beschlüssen kann Anfechtung drohen – frühzeitig rechtlichen Rat einholen.

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Gründer & Geschäftsführer der LPE Immobilien Management GmbH, München

Über den Autor:

Lucas Peter Ellmer

Ausgebildeter Schreinergeselle, IHK-zertifizierter Verwalter sowie B.Sc. & M.Sc. der Betriebswirtschaftslehre. Als Gründer und Geschäftsführer der LPE Immobilien Management GmbH in München verantwortet er die kaufmännische Steuerung, Prozessdigitalisierung und KPI-basiertes Reporting – mit klarer Umsetzung im operativen Tagesgeschäft. Im Ratgeber verbindet er Handwerkspraxis und betriebswirtschaftliche Expertise und schreibt über WEG-/Mietverwaltung, Sanierungen im Bestand und transparente Steuerung für Eigentümer und Beiräte.

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