Was sind Spannungsrisse?
Spannungsrisse sind feine bis deutlich sichtbare Risse in Wänden, Decken oder an Übergängen zwischen Bauteilen. Sie entstehen durch natürliche Materialbewegungen – etwa durch Temperaturschwankungen, Austrocknung von Putz, Setzungsprozesse im Mauerwerk oder baubedingte Spannungen. Besonders häufig treten sie in Dachgeschosswohnungen auf, da dort Hitze und Kälte intensiver wirken.
Typische Ursachen:
- Materialausdehnung durch Temperaturwechsel
- Schwinden von Putz und Estrich
- Bauwerksbewegung durch Setzungen
- Ungünstige Konstruktionen oder Baustoffkombinationen
Was deckt eine Wohngebäudeversicherung ab?
Die Wohngebäudeversicherung schützt gegen plötzliche, unvorhersehbare Schäden, die durch äußere Einwirkungen entstehen. Dazu zählen in der Regel:
- Feuer und Blitzschlag
- Leitungswasserschäden (z. B. Rohrbruch)
- Sturm- und Hagelschäden
- Je nach Vertrag: Elementarschäden wie Überschwemmung, Erdrutsch, Schneedruck
Versichert sind dabei stets unmittelbare Gebäudeschäden, z. B. zerstörte Dacheindeckungen, geborstene Leitungen oder durch Sturm abgewehte Fassadenteile.
Wichtig: Auch Überspannungsschäden an elektrischen Anlagen sind nur versichert, wenn sie nachweislich durch Blitzschlag verursacht wurden – und dies explizit im Vertrag enthalten ist.
Warum zahlt die Versicherung keine Spannungsrisse?
Spannungsrisse gelten in der Regel nicht als versicherter Schaden – und das aus gutem Grund. Versicherer werten solche Risse als normale Gebrauchsspuren, die durch:
- Materialalterung
- Gebäudebewegung
- Witterungseinflüsse
langsam entstehen und deshalb zur laufenden Instandhaltungspflicht des Eigentümers zählen. Auch Setzungsrisse oder Bauschäden durch mangelhafte Ausführung sind in den meisten Verträgen ausgeschlossen.
Versicherer gehen hier davon aus, dass diese Art von Schäden nicht plötzlich und von außen verursacht wird – und deshalb nicht unter den Schutzbereich der Police fällt.
Was sollten Betroffene tun?
Wer Spannungsrisse entdeckt, sollte wie folgt vorgehen:
- Rissbild beobachten: Verändert sich der Riss schnell oder ist er ungewöhnlich breit (>1–2 mm), kann ein größerer Schaden dahinterstecken.
- Fachliche Einschätzung einholen: Ein erfahrener Maler oder Bausachverständiger kann beurteilen, ob es sich um rein kosmetische Risse oder um statisch relevante Mängel handelt.
- Reparatur einplanen: Kleine Spannungsrisse lassen sich meist problemlos verspachteln und überstreichen. Bei tiefergehenden Ursachen muss unter Umständen die Konstruktion geprüft werden.
- Hausverwaltung oder WEG informieren: In Eigentumsanlagen sollte die Verwaltung oder der Verwaltungsbeirat informiert werden – vor allem, wenn auch andere Wohnungen betroffen sind.
Fazit: Spannungsrisse sind Instandhaltungssache
So ärgerlich sie auch sind: Spannungsrisse zählen nicht zu den versicherten Gebäudeschäden. Sie entstehen langsam, sind technisch normal und in den meisten Fällen unproblematisch. Die Verantwortung für die Beseitigung liegt beim Eigentümer oder der Eigentümergemeinschaft. Nur Schäden durch äußere Einwirkungen – wie Sturm, Feuer oder Leitungswasser – sind durch die Gebäudeversicherung gedeckt.
Unser Tipp: Lassen Sie Spannungsrisse fachlich einordnen, bevor Sie zur Reparatur greifen. So vermeiden Sie unnötige Kosten – oder übersehen keine gravierende Ursache.